Kurz bevor es losgeht bin ich jetzt telefonisch mit diesen drei beeindruckenden Frauen verbunden, die zu den Hauptorganisatorinnen der Friedenskonvention mit dem Titel „Die Zeit ist gekommen“ gehören, die am 1. Juli 2024 mit Unterstützung von fünfzig arabisch-israelischen Friedensorganisationen das Menora-Stadion in Tel Aviv füllte. Und jetzt sind sie wieder in der gleichen Rolle als „Produzenten“ des bevorstehenden Friedensgipfels in Jerusalem, zustande kommend durch ein noch einmal breiteres Bündnis von Engagierten.

Sie heißen Mika Almog, May Pundak und Maya Savir, und alle drei haben in irgendeiner Weise den Prozess, der zum Oslo-Abkommen führte, aus nächster Nähe „miterlebt“: Die erste, Mika, ist tatsächlich die Enkelin von Shimon Peres und ist in Israel eine sehr bekannte Journalistin, Schauspielerin und Medienpersönlichkeit; die zweite ist Anwältin, die zusammen mit dem Palästinenser Rula Hardal an der Spitze der Organisation „Land für alle“ steht, und sie ist die Tochter von Ron Pundak, der 2014 verstarb und als einer der „Architekten“ des oben genannten Abkommens gilt; und die dritte, Maya Savir ist Tochter des Diplomaten Uri Savir, dem Chefunterhändler des Oslo-Abkommens, und war die Landesdirektorin Israels der Organisation Search for Common Ground, dabei partnerschaftlich mit dem Landesdirektor für Palästina zusammenarbeitend. Zuvor leitete sie Entwicklungsprojekte in Südafrika, und unter ihren veröffentlichten Büchern befindet sich ein wunderbares Buch mit dem Titel „On Reconciliation„, das den Versöhnungsprozess in Südafrika und Ruanda beschreibt.

Und hier sind sie heute in der Rolle der „künstlerischen Leiterinnen“ dieser bevorstehenden zweitägigen Veranstaltung in Jerusalem, die mit noch größerem Nachdruck – und unter noch schwierigeren Umständen – einen sofortigen Waffenstillstand, die Rückkehr der Geiseln, ein Ende des Massakers an so vielen unschuldigen Leben und ein Abkommen fordert, welches es beiden Völkern ermöglicht, sich eine Vorstellung davon zu machen, wie „der Tag nach dem Ende des Konflikts“ aussehen könnte: in der Tat eine riesige Aufgabe.

Wie hat alles angefangen, was war für euch der auslösende Moment auf diesem Weg?

Maya Savir: Ein paar Monate nach Beginn des Krieges war alles so schrecklich, wie du dich vielleicht erinnern wirst, und irgendwann kam eine kleine Gruppe von Frauen zusammen, ich glaube, wir waren nicht mehr als zehn, um zu sehen, was man tun könnte: es war Winter, es war dunkel, es war kalt, aber wir spürten den Drang. In Tel Aviv fanden verschiedene Treffen statt, mit dem schlichten Ergebnis: es muss etwas unternommen werden. Wir haben verstanden, dass, um unsere Entmutigung zu überwinden, unsere Aufgabe darin bestand, ein „Friedenslager“ für Frauen und Männer zu schaffen, um uns wieder vor Augen zu führen, dass wir mehr sind, als wir denken: Der Ernst der Situation nach dem 7. Oktober war so groß, dass wir diese Idee „Es ist Zeit“ nannten, womit wir die Dringlichkeit, um die es geht, deutlich machen wollten …

Wir arbeiteten sofort an der Idee einer Koalition, die in der Tat einzigartig ist, denn wie du dir vorstellen kannst, ist es nicht einfach, derart viele Organisationen zusammenzubekommen, jede von ihnen mit ihrem eigenen Hintergrund der kritischen Betrachtungsweise. Aber die Situation war so schlimm, dass wir es geschafft haben, unsere Differenzen zu überwinden und uns auf das Wesentliche zu einigen: einen sofortigen Waffenstillstand, ein Ende der Besatzung, ein Friedensabkommen zwischen zwei gleichberechtigten Staaten, das ist etwas, auf das wir uns all einigen können.

May Pundak: Die dringende Notwendigkeit, eine Antwort zu geben, wurde noch mehr durch eine große Konferenz angestoßen, welche die Siedlerbewegung Ende Januar 2024 in Jerusalem organisierte, an der auch mehrere Vertreter der Regierung teilnahmen, alle sehr rechts ausgerichtet: Es war eine machtvolle Versammlung, beeindruckend…

Mika Almog: … Was uns im Grunde bewegt hat, war eine beispiellose Reaktion auf eine beispiellose Situation, und ich beziehe mich damit nur zum Teil auf das, was am 7. Oktober in Gaza passiert ist. Sondern auch auf alles, was zu diesem Moment geführt hat, alles, was seit 30 Jahren in Israel geschieht, die Gefährdung unserer Demokratie: es ist kein Zufall, dass wir nicht einmal über Frieden sprechen können, der Begriff selbst ist lächerlich gemacht worden! Der Prozess, dass alle möglichen Fragen, die auf den Tisch gebracht wurden, von unserer Regierung einfach weggewischt wurden, war immer extremer geworden, und das hatte bei jedem, der die Debatte wieder neu entfachen wollte, ein Gefühl der vollständigen Ohnmacht hervorgerufen. Nach dem 7. Oktober hatte man den Eindruck, dass sich alles nach rechts bewegt, auch weil die Linke so wenig zu bieten hatte… Und was die von May erwähnte Konferenz der Siedler betrifft, möchte ich an den Kommentar erinnern, den eine aus unserer Gruppe abgegeben hat, von Tami Yakira, die für den New Israel Fund arbeitet: „Wir vertreten eine gegensätzliche Position zu der ihren, aber sie sind einfach so gut darin, ihre Zukunftsvorstellungen überzeugend darzustellen“ und das zu erkennen war wahrscheinlich der Ausgangspunkt für uns: Der Wunsch, die Fähigkeit der Menschen erneut wieder herzustellen, in Betracht ziehen zu können, dass eine Antwort möglich ist und dass sie gewaltig sein muss, und um gewaltig zu sein, brauchen wir eine starke Organisation… Und wie du weißt, innerhalb von Bewegungen gibt es alle möglichen Meinungsverschiedenheiten, aber die Priorität, sich auf etwas so Wichtiges zu einigen, überwand den Vorrang, sich in zweitrangigen Fragen nicht einig zu sein.

Vertraten diese zehn Frauen bestimmte Organisationen?

Maya: Nur ein paar von ihnen, es war in der Tat ein spontanes Treffen und dann hat sich jede von ihnen an andere Frauen gewandt, und natürlich auch an Männer, und bei der Veranstaltung am 1. Juli waren es über 50 Organisationen, und bei der nächsten Veranstaltung werden wir 60 sein und also: Wir wachsen! Im Lenkungsausschuss sind alle diese Organisationen vertreten, organisiert in Arbeitsgruppen. Was mir gefällt, ist, dass jeder Einzelne oder jede dieser Organisationen mit seiner eigenen Perspektive und Vision einen Beitrag leistet und uns das stärker macht.

May: Die Schwierigkeit, eine einheitliche Erzählweise zu finden, war schon immer das Problem der Linken auf der ganzen Welt. Wie Mika und Maya sagten, gibt es viele kritische Denkansätze, was manchmal zu Spaltung führt, und das ist nicht das, was wir auf der anderen Seite der politischen Arena sehen: Was wir auf der Gegenseite sehen, ist Einheit, die Fähigkeit, sich für das einzusetzen, was sie für das „größere Wohl“ halten. Aber es scheint mir, dass endlich Menschen, die in der Vergangenheit schon mehr oder weniger auf politischer Ebene aktiv waren, jetzt wirklich wach werden, alle begierig darauf, gemeinsam eine neue Sichtweise zu erzeugen, alle bereit, einen Beitrag zu leisten für eine neue Vision, für politische Vorstellungskraft, um die Menschen aufzubauen, die Massen in Bewegung zu setzen, Kreativität ins Spiel zu bringen, Wissenschaft, Expertise: Wir befinden uns in diesem unglaublichen Moment, in dem wir alle zusammenbringen und all diese Vielfalt von Veranstaltungen, für Menschen aus ganz unterschiedlichen Orten, Gesellschaftsbereichen und Glaubensrichtungen, vereint durch den Drang, zusammenzukommen und etwas zu erreichen, das für alle und jeden von ihnen relevant ist. Und Frieden ist wirklich für jeden da, egal ob man religiös oder weltlich ausgerichtet ist, ob alt oder jung, oder Musikliebhaber ist… Frieden ist für alle, das ist die Stärke in dem, was wir tun.

Maya: Ein sehr wichtiges Merkmal dieser Allianz ist, dass sie aus jüdischen und arabischen Organisationen besteht, sowohl innerhalb Israels als auch grenzüberschreitend: Das ist der Fall bei der Organisation „Ein Land für alle„, deren Co-Direktorin May ist, und auch bei der Organisation, die ich leite. Alle diese Bewegungen haben in ihrem Aufbau und ihrer Führung eine gemeinsame israelische und palästinensische Beteiligung auf allen Ebenen, von oben bis unten. Und alle Podiumsdiskussionen, Debatten, Treffen auf dem Friedensgipfel sind in Form dieser Grundstruktur von binationale Vertretung konzipiert worden.

Seit dem 1. Juli hat sich die Situation stark verändert und zum Schlechteren erleben wir in Echtzeit eine Katastrophe, die es noch nie zuvor gegeben hat … Trotzdem sagt ihr uns, dass diese Friedensbewegung wächst, mit einer Beteiligung der Zivilgesellschaft, die vor einigen Monaten noch unvorstellbar war…

Mika: Manchmal muss man an einen existentiellen Tiefpunkt angelangen, um die Richtung zu ändern. Davon zu lernen, wie Konflikte in anderen Teilen der Welt gelöst wurden, wird in der Tat eines der Themen sein, die auf dem Friedensgipfel behandelt werden …

Maya: … Wir werden Experten darüber sprechen haben, wie der Frieden in Nordirland und Bosnien erreicht wurde, und Forscher, die den, diese Prozesse kennzeichnende und ihnen zugrunde liegende „Gemeinsamkeit“ untersucht und verglichen haben, was ihnen allen gemeinsam ist: diese Bruchstelle, die die Menschen zu der Erkenntnis bringt, dass, auch wenn wieder und immer wieder der Sieg in Aussicht gestellt wird, dass dieser einfach … nicht zu Stande kommt. Auch hier hat sich, seit dem Zeitpunkt, als wir vor Monaten begonnen haben, über eine Friedenskonferenz zu sprechen, die allgemeine Akzeptanz einer kriegerischen Lösung in starkem Maße verändert: Die Situation ist so katastrophal, wie du sagtest, dass es jetzt möglich ist, in einer Weise wie nie zuvor über Frieden zu sprechen. Immer mehr Menschen erkennen, dass es gar keine andere Möglichkeit gibt.

Erst vor ein paar Tagen wurden wir Zeugen davon, wie in unglaublicher Weise dieser Platz in Tel Aviv mit Menschen gefüllt war, die nicht nur für die Geiseln eintraten, sondern auch gegen die 18.000 in Gaza getöteten Kinder protestierten …

Mika: … und dann die gemeinsame Gedenkzeremonie, die von Combatants for Peace und dem Parents Circle Families Forum organisiert wurde und an der Tausende von Menschen auf der ganzen Welt teilnahmen! Beide Veranstaltungen wurden von Mitgliedern unseres Bündnisses organisiert, die in Tel Aviv von einer Bewegung namens „Standing Together“, die auch an der gemeinsamen Gedenkfeier beteiligt war: so „funktioniert“ diese Koalition, als Bewegung von Bewegungen, in der Tat eine große Errungenschaft.

Maya: Um auf die Schwierigkeit zurückzukommen, über Frieden zu sprechen: Vor dem 7. Oktober hielt die Mehrheit der israelischen Juden den Konflikt wahrscheinlich für „kontrollierbar“ oder irgendwie weit weg, aber das hat sich geändert. Obwohl zu viele Israelis noch darin verhaftet bleiben, beunruhigende und ich würde sagen, unmoralische Lösungen zur Schau stellen, diskutieren wir jetzt über den Konflikt, endlich gibt es eine Debatte. Es gibt ein wachsendes Einsehen, dass dieser 7. Oktober wegen einer ganzen Reihe von Gründen geschah… und dass Frieden der einzige Weg ist, einen weiteren zu verhindern. Das ist es, was wir an das israelische Publikum gerichtet diskutieren müssen, wenn wir der Denkweise der Rechten etwas entgegen setzen wollen.

Mika: Ein Beweis dafür, dass sich die Dinge ändern, ist der Brief, der vor einigen Wochen von Hunderten von Piloten veröffentlicht wurde: Er löste eine gewaltige Debatte aus, Tausende von Menschen drückten ihre Solidarität aus, indem sie ihre Namen hinzufügten und Stellung bezogen … Wir hoffen, dass wir einige von ihnen bei der Eröffnungsveranstaltung auf der Bühne sehen werden, das wäre fantastisch! Auf der einen Seite wird es also immer schlimmer, eine beispiellose Katastrophe, wie du sagtest; auf der anderen Seite entwickeln wir diese Plattformen allgemein zugänglicher Antikriegserklärungen: Die Öffentlichkeit ist bereit, zuzuhören, endlich …

Maya: Eine sehr lange Zeit wollte eine große Mehrheit der israelischen Juden nicht wissen, was in Gaza passiert, aber jetzt ist es anders: immer mehr Gräueltaten, die Israelis begehen, dringen jetzt zu den israelischen Juden durch und wir sehen eine Reaktion darauf, vielleicht nicht stark genug, aber es ist ein Anfang.

May: Wie Maya bereits betonte, bestand die größte Herausforderung vor den Ereignissen des 7. Oktober darin, Israel und die internationale Gemeinschaft von der Notwendigkeit zu überzeugen, diesen Krieg zu beenden: Die Herausforderung war, die Akzeptanz der bestehenden Verhältnisse zu hinterfragen. Jetzt ist klar geworden, dass diese tragischen Ereignisse für eine wachsende Zahl von Menschen eine meiner Meinung nach sehr bedeutsame Möglichkeit erzeugt haben, verstehen zu können, dass dies so nicht weitergehen kann – der große Druck, all dem ein Ende zu setzen, war noch nie so deutlich spürbar. Die Tatsache, dass Israelis genau all das unterstützen, was von uns als gerade in Gaza stattfindende Gräueltaten bezeichnet werden, könnte darauf hindeuten, dass die Menschen in der israelischen Gesellschaft mehr denn je Rassisten und Extremisten sind … aber gleichzeitig sieht man, dass die gleichen Israelis Schritt für Schritt pragmatischer werden und erkennen, dass eine Lösung des Konflikts tatsächlich der einzige Weg hin zu Schutz und Sicherheit ist, wie sich in mehreren Umfragen zeigt. Und so stimmt es einerseits, dass sich die israelische Gesellschaft gerade in ihrem düstersten Moment befindet, und gleichzeitig begreifen immer mehr Menschen, dass wir zur Beendigung des Konflikts ein politisches Abkommen mit einem unabhängigen palästinensischen Staat brauchen. Es ist wichtig, diese beiden Trends in ihrer Komplexität zu betrachten: die Tatsache berücksichtigend, dass sie sich nicht gegenseitig ausschließen, wie aus den Umfragen deutlich hervorgeht.

Maya: Das Verständnis, dass man nicht überleben kann, wenn man sich auf militärische Gewalt verlässt, so wie sie von den Rechten immer wieder ins Spiel gebracht wird, ist ein Zeichen von Reife. Was wir bei so vielen israelischen Juden als Reaktion auf diese ausschließlich militärische Option erleben, ist ein Gefühl des Betrogen Werdens: Die Geiseln wurden verraten, die Soldaten, die wir in den Kampf geschickt haben, fühlen sich betrogen, weil sie in Kriegsverbrechen verwickelt waren, und die Menschen sind es müde, für all dies absolut keine nachvollziehbaren Gründe sehen zu können, ausgenommen die rechtlichen Probleme, die unser Premierminister hat, der ein sehr gefährlicher Mann ist.

May: Wofür wir kämpfen, das sind Werte: für die Sicherheit unseres Volkes, für die Rückkehr der Geiseln, für die Kinder von Gaza, in all diesen Fällen entscheiden wir uns für das Leben, die Zukunft ist unser maßgebliches Anliegen und wir verstehen, dass wir niemals sicher sein werden, wenn die Palästinenser nicht sicher sind. Dieses erneute Verständnis ist sehr wichtig und sehr klar in unserem Friedenslager: die Tatsache, dass wir dies gemeinsam tun müssen, Israelis zusammen mit Palästinensern, denn es gibt an diesem Punkt zwischen unseren beiden Völkern und Staaten eine völlige gegenseitige Abhängigkeit. Das ist es, was wir tun: wir arbeiten an einer neuen Sichtweise.

Mika: Und das ist etwas, das wirklich verstärkt werden muss: wir haben palästinensische Partner im Westjordanland und auch in Gaza, die sich inmitten dieser Katastrophe und der unerträglichen Unterdrückung für den Frieden entscheiden, und die bereit sind, ihre Stimme zu erheben, einige von ihnen werden beim Gipfel anwesend sein. Natürlich nicht persönlich, sie werden per Video ihre Erklärungen abgeben …

May: Wir müssen uns jedoch darüber bewusst bleiben, dass die Situation zwischen Israel und Palästina bei weitem nicht gleich ist… Maya und ich leiten beide eine grenzüberschreitende Organisation und wir arbeiten die ganze Zeit in Palästina und es ist so selbstverständlich für uns, diese Ideen mit unseren Partnern in Palästina zu teilen, und es ist erstaunlich zu sehen, wie unsere Bewegung auch in Palästina seit Beginn des Krieges immer mehr Zulauf bekommt! Aber man kann auch sagen, dass es für Palästinenser im Moment schwierig ist, über Frieden zu sprechen. Die Beendigung des Völkermords steht an erster Stelle, ihre Sorge gilt der Sicherheit, der Sicherheit ihrer Kinder, dem Essen auf dem Tisch. Natürlich wollen viele von ihnen Frieden, aber wichtiger als alles andere ist es, den Völkermord zu stoppen. Und obwohl dieser Friedensgipfel als gemeinsame Veranstaltung konzipiert wurde, kann man ihn in erster Linie als eine israelische Initiative betrachten, bei der die Israelis Verantwortung übernehmen, und das ist sehr wichtig. Es liegt in unserer Verantwortung, dieses Ereignis jetzt in Szene zu setzen: die Palästinenser sind nicht in der Lage, diesen Krieg zu beenden, die Israelis… sollten es tun!

Maya: (…) Ich kann dir gar nicht angemessen zum Ausdruck bringen, wie schwer es derzeit ist, in Israel und Palästina Friedensaktivist zu sein: es wird immer schwieriger und wir brauchen eure Unterstützung. Wir brauchen die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft für dieses Friedenslager, das zwischen Israel und Palästina langsam Fuß fasst. Wir brauchen Unterstützung als Zivilgesellschaft, wir halten diesen Raum unter schwierigen Umständen am Leben, niemand sonst tut es.

May: Weißt du, was das Geheimnis dahinter ist, dies alles zu bewirken? Frauen in Führungspositionen … (lacht). Mika, Maya, Tami, ich könnte so viele andere nennen… zweifellos ist es das, was diesen Prozess ermöglicht…

Was schwebt euch vor, nach diesem Gipfel weiter zu unternehmen?

Mika: Das ist eine wunderbare Frage, über die wir sehr viel debattieren, und wir haben noch keine vollständige Antwort darauf, aber was wir mit dieser großartigen Energie, die wir erzeugen werden, sicherlich tun müssen, ist, einen Weg zu finden, all dies auch auf die politische Bühne zu bringen. Wir müssen auf die bevorstehenden Wahlen vorbereitet sein, nicht unbedingt durch die Gründung einer neuen Partei, sondern eher in Form von Einflussnahme: so etwas wie „Schaut uns zu, lernt aus dem, was wir tun, hört zu, was wir sagen…“

Maya: Wir müssen sehr behände und flexibel sein, die Dinge ändern sich so schnell … Die unmittelbare Priorität ist ein Waffenstillstand, und dafür werden wir einen großen Teil unserer Energie aufwenden müssen, um dieser Katastrophe ein Ende zu setzen. Dann wird unser Fokus auf einer umfassenden Beendigung des Konflikts liegen, und wir sind sehr ehrgeizig: Wir wollen Frieden, nichts weniger. Und wir müssen diese gegenwärtige schreckliche Krise in Israel in all ihren Aspekten, einschließlich des Justizputsches, als direkte Folge der Besatzung betrachten. Und wenn wir unsere Demokratie, die sehr unvollkommene Demokratie Israels, wiederherstellen wollen, müssen wir all diese Aspekte immer wieder einem breiteren Publikum gegenüber herausstellen und dürfen nicht müde werden…

May: Ich stimme allem zu, was Maya gerade gesagt hat, und ich möchte nur hinzufügen: jeder Konflikt endet letztlich mit einem Schlussstrich und es gibt dann keinen Krieg mehr, und das ist es, was man „Friedensabkommen“ nennt, was nie so gradlinig ist. Dinge ereignen sich so schnell, zum Guten und auch zum Schlechten. Was wir im Moment versuchen, ist, Verantwortung zu übernehmen, aus der Mitte der israelischen Gesellschaft heraus, um die größtmögliche und stärkste Interessensgemeinschaft für Frieden aufzubauen, welches der offensichtliche Weg in eine bessere Zukunft ist, und etwas Grundlegendes für uns als Israelis, die sich um sich selbst und um ihr Leben kümmern, und für die Palästinenser, die sich um sich selbst und um ihr Leben kümmern. Aber nur zur Klarstellung: die Veranstaltung in Jerusalem wird kein Peace and Love Festival sein, sondern eine kollektive Bekräftigung der Entscheidung für das Leben, für eine bessere Zukunft, verbunden mit einem sehr pragmatischen Ansatz.

Das ist es, was wir jetzt tun, weil wir glauben, dass es das ist, was gebraucht wird: es laut hinauszuschreien, mit so vielen Menschen, so vielen Partnern und so stark wie möglich, um zu sagen, dass wir Verantwortung übernehmen und dabei sind, eine andere Zukunft zu schaffen.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Ulrich Karthaus vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!